Jan de Vries

„Der Respekt ist bei manchen im Jenseits verschwunden“

Silvester 2023/24 war Polizeioberkommissar Jan de Vries in der Leitstelle tätig, als in der Großwohnanlage Grohner Düne in Bremen-Vegesack Polizeibeamte und deren Einsatzfahrzeuge mit Raketen und Schreckschusspistolen beschossen wurden. Mit dem Niedergang der Werften und einer Vielzahl unzureichend integrierter Zuwanderer hat sich in dem Viertel eine Gemengelage mit sozialem Sprengstoff entwickelt. Erst durch massive Verstärkung konnte die Situation aufgelöst werden. De Vries ist erst seit 2016 im Polizeivollzugsdienst des Stadtstaates Bremen tätig. Trotzdem hat er in der Bereitschaftspolizei, der zentralen Anzeigenaufnahme, der Leitstelle und dem Wechsel- und Schichtdienst schon so viel erlebt, dass er behaupten kann: „Der Respekt ist bei manchen im Jenseits verschwunden.“ Da war zum Beispiel der Vater, der samt Frau und Säugling unter Drogeneinfluss im Auto unterwegs war und zu Boden gebracht werden musste, nachdem er einen Boxkampf mit den Polizisten provozieren wollte. Oder der Bodybuilder, der sich laut Notruf einer Nachbarin eine Schlägerei mit mindestens vier Personen liefere – so laut sei es. Als die Polizei mit zwei Streifen dort erschien, stand die Wohnungstür offen, man hörte ein lautes Röcheln. Aber statt eines vermeintlich Sterbenden fanden die Beamten einen einzelnen massigen Mann, vollgepumpt mit Drogen und nicht mehr Herr seiner selbst. Aber er war eine Bedrohung auch für sich selbst, riss das Fenster auf, wollte springen und diskutierte lautstark mit „Merkel“. Doch bevor er vom Sofa aus dem Fenster springen konnte, packten ihn die Beamten und sprangen alle zusammen mit ihm vom Sofa. Sechs Beamte waren nötig, um den Mann zu bändigen, der in die Psychiatrie eingeliefert wurde. In der Unterhose des Bodybuilders fanden die Beamten Kokain. Jan de Vries kann viel aus seinen Einsätzen erzählen. Wenn wir ihn auf die täglichen Beleidigungen und die Provokationen auf Demonstrationen ansprechen, ist es traurig zu hören, wenn er antwortet: „Es ist für uns alltäglich, ich selbst nehme es kaum noch wahr.“ Besonders gefreut hat ihn, dass er mit seinen Kollegen eine Einbrecherbande auf frischer Tat ertappen konnte. Das Diebesgut aus zahlreichen Einbrüchen in Restaurants befand sich noch im Auto, die Täter hatten sich mit den erbeuteten Kleidungsstücken neu eingekleidet. Da sich die Observation über einen langen Zeitraum erstreckte, war man zwischenzeitlich schon der Ansicht, die Kollegen verfolgten ein Phantom. „Wir haben einfach nicht aufgegeben“, schmunzelt der junge Beamte nicht ohne Stolz. Privat hält Jan de Vries sich im Studio und beim Judo fit. Zudem ist er sehr kreativ, wenn er bundesweit für die Polizei Patches illustriert. Er ist in jungen Jahren schon so vielseitig interessiert und engagiert, dass wir ihm eine große Zukunft prophezeien.