Giacomo Menzel

Giacomo Menzel

Hilfe nur vom Arzt – nicht vom Rettungssanitäter

„Ich war immer schon ein Weltverbesserer“, sagt Giacomo Menzel. Da er schon als Kind fasziniert vor Rettungswagen stand, war sein Weg eigentlich klar. Aber so einfach verlief es nicht. Zunächst kamen eine Ausbildung zum Industriemechaniker und zwei, drei unglückliche Jahre in diesem Beruf. „Ich habe da nie Anschluss gefunden“, sagt Menzel, dem der Kontakt zu Menschen fehlte. Einziger Lichtblick war seine ehrenamtliche Tätigkeit beim THW, wo er auch an einer Fortbildung zum Sanitätshelfer teilnehmen konnte. Und dann kam der Tag, als er mit einer Freundin Richtung Ostsee fuhr. Zwischen Hamburg und Kiel ereignete sich ein schwerer Unfall: Ein Mann, der auf dem Standstreifen gestoppt hatte, um seine Ladung festzuzurren, wurde von einem Pkw erfasst. Menzel bat seine Reisebegleitung, im Auto zu bleiben, und ergriff sein Täschchen, das er privat zur Ergänzung seiner THW-Ausrüstung immer dabei hatte. Um den Schwerverletzten, der in einer Blutlache lag, gruppierten sich Gaffer. Das Wenige, das Menzel an medizinischer Hilfe beherrschte, war in der Aufregung komplett vergessen. Erst als ein Motorradfahrer, der kurz stoppte, ihm erklärte, wie er das Unfallopfer beatmen musste, lief es wieder. Menzels Freundin war inzwischen ausgestiegen und saß kreidebleich auf der Seitenplanke, aber Menzel hatte keine Zeit für sie. Auch der Motorradfahrer war schon wieder unterwegs. Das Unfallopfer erlag wenig später seinen schweren Verletzungen. Menzel nahm das Angebot der inzwischen eingetroffenen Feuerwehr für psychosoziale Betreuung dankend an – für seine Begleitung. „Eine astreine Betreuung“, sagt er im Rückblick. Nach diesem Erlebnis war für Menzel klar, dass es das war mit dem Industriemechaniker. Er kündigte und machte die Ausbildung zum Rettungssanitäter. Kurz war er in einem schlecht bezahlten Job als Krankenwagenfahrer bei Falck in Dortmund tätig, dann ging er zur Feuerwehr nach Hamm. „Die ersten Jahre als Rettungssanitäter waren großartig“, sagt er, und das, obwohl er oft beleidigt worden sei. Am meisten trifft ihn die Respektlosigkeit von gebildeten Menschen, die darauf bestünden, dass sich ein Arzt um sie kümmere und nicht „nur“ ein Rettungssanitäter. Dabei ist für Giacomo Menzel, der immer 100 Prozent gibt, nach Weiterbildungen zum Notfallsanitäter und Praxisanleiter die Maxime klar: „Hilfe gibt Stärke, Gerechtigkeit gibt Würde. Zusammen bilden sie den Mehrwert des Miteinander.“ Dass er nebenbei noch bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist, rundet seine Persönlichkeit ab. Zwischen all den Einsätzen ist für ihn Musik ein guter Weg abzuschalten. Sein Verständnis für „soziale Verschachtelungen“ hilft ihm sicher bei seiner Zielstrebigkeit. Wir sind gespannt, wohin ihn das noch führen mag.