„Hey, wollen wir mal quatschen?“
„Ich weiß nicht, wie oft ich im Krankenhaus war“, sagt Polizeikommissar Jan Abbes. „Ich hatte ein Abo darauf, mal war es eine Rauchgasintoxikation, dann tätliche Angriffe.“ Schon erzählt er von dem brennenden Haus, aus dem er Menschen geholt hat, und vor allem von dem Einsatz auf offener Straße in Cuxhaven. Er stoppte einen etwa 25-jährigen E-Scooter-Fahrer, dessen Fahrzeug kein gültiges Kennzeichen hatte und der sofort sein Handy zog, wohl um Kumpels zu verständigen. Abbes bat ihn, das zu unterlassen und ihm die Papiere auszuhändigen. Doch im selben Moment schlug der Mann zu. Der Beamte knallte mit dem Hinterkopf auf eine Bordsteinkante und konnte den Täter im Folgenden nur durch den massiven Einsatz von Pfefferspray und körperlicher Gewalt stoppen. Nachdem der Mann endlich am Boden fixiert war, spürte Abbes seinen eigenen Verletzungen nach, diverse Schürfungen und Prellungen.
Jahre später, inzwischen wohl gereift, entschuldigte sich der Mann für sein brutales Vorgehen, nachdem Abbes ihn ansprach: „Hey, wollen wir mal quatschen?“ Es zeugt schon von Größe, eine solche Aussprache ohne Hass- und Rachegedanken zu suchen. „Meine Eigensicherung hat sich geändert“, sagt Abbes, der selbst Übungsleiter im Breitensport, Kinderturnen, Badminton und Schwimmen gewesen ist. „Bei Verkehrskontrollen habe ich die Hand immer am Holster, konsequentes Auftreten ist wichtig. Es fehlt an Strenge und Ernsthaftigkeit“, sagt Abbes, der Polizeiausbilder ausbildet. „Wir haben auch ein Messerkonzept“, ergänzt der Familienvater, dessen Inhalt er aus nachvollziehbaren Gründen nicht näher erläutert. Er spricht sich für eine Ausdehnung der Waffenverbotszonen aus, „einfach, weil die Polizei dann mehr Rechte hat“.
Jan Abbes hat einen Namen in Cuxhaven. Er wird respektiert, von manchen gar gefürchtet, was auch seine Schattenseiten hat. Seine Familie ist betroffen von Schmähungen im Internet, Aufsuchen des Wohnorts und Anfeindungen. Er erzählt von einem Autofahrer, der mit über 120 Stundenkilometern durch die Innenstadt raste und, als er die Polizei sah, die Warnblinkanlage einschaltete, wohl als Verhöhnung der Staatsgewalt. An der Wohnadresse des flüchtigen Autofahrers angekommen, baute sich eine Großfamilie vor ihm auf. Es gab verbale Drohungen („Ich mache dich kalt“), Beleidigungen, einen Ellbogencheck. Zum Glück hatte er Verstärkung angefordert. Erst mit 14 Kollegen, auch der Bundespolizei und der Hundestaffel, konnte die Polizei sich Respekt verschaffen.
Zum Glück gibt es auch schöne Erlebnisse: Eine Mutter wollte mit ihren beiden Kindern zum Eisessen nach Cuxhaven fahren, doch der Wagen geriet in Brand. Die beteiligten Beamten entschieden kurzerhand, den Kindern ein Eis zu holen, nachdem der Wagen gelöscht war. Zumindest bei den Kindern blieb dieses Abenteuer deshalb nicht nur negativ in Erinnerung, die Familie bedankte sich vielmals. Wir sind von Jan Abbes begeistert.