Katrin Gerlach

Katrin Gerlach

„Ich vermisse die Straße“

„Wir haben den Dieb noch gesehen und verfolgt“, erzählt Katrin Gerlach von einem schweren Fall des Diebstahls im „Tchibo“ im Berliner Bezirk Pankow. Wie sich später herausstellte, stand der Dieb unter Drogeneinfluss und war daher weitgehend schmerzunempfindlich. Denn als die Polizeihauptkommissarin ihn zusammen mit ihrem Kollegen nach kurzer Verfolgung stellte, wehrte er sich trotz einer gebrochenen Nase derart heftig, dass vier weitere Kollegen helfen mussten. Beschimpfungen unter die Gürtellinie und die Verletzung ihrer Hand, die sie nicht mehr bewegen konnte, waren die Folge. In diesem Moment lief alles wie in einem Film an ihr vorüber, erzählt sie, der Kollege musste übernehmen. „Getreten und geschlagen wurde ich bei Festnahmen oft“, sagt Katrin Gerlach, die trotzdem versucht, ihren Dienst immer so schnell wie möglich wiederaufzunehmen. Im Streifendienst, erklärt sie, ist man zu zweit und weitgehend auf sich selbst gestellt, wohingegen man in der Hundertschaft viele Kolleg*innen an der Seite hat, das ist ein ganz anderes Gefühl von Sicherheit. Bei manchen Festnahmen ist es nicht möglich, zu zweit einen Täter zu fixieren, da braucht es Unterstützung durch weitere Beamte. Für Außenstehende mag das befremdlich wirken, ist aber reiner Selbstschutz, um Verletzungen vorzubeugen. Sehr lebhaft erinnert sich die junge Beamtin, die selbst Mutter ist, an einen Entführungsfall: Da stieg ein sechsjähriger Junge zu einem Mann ins Auto. Zum Glück hatte sich ein Freund das Kennzeichen gemerkt. Trotzdem waren umfangreiche Ermittlungsarbeiten notwendig, in deren Folge Katrin Gerlach der Mutter den Jungen schließlich zurückbringen konnte. Die Freude der Mutter war beinahe ihre eigene. „Ich selbst habe als Kind schon die Straße gesperrt und wollte Polizistin werden“, erinnert sich Katrin Gerlach. Sie wollte einen Beruf mit viel Action, aber „im Vordergrund stand der Gerechtigkeitssinn“, betont sie. Das mag auch der Grund sein, weshalb sie Mitglied der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist. Heute, nach viel Erfahrung auf Polizeiabschnitten in Pankow und Tegel, ist sie im Personalrat tätig, kennt die Zustände und weiß, woran es den Kolleg*innen fehlt, etwa an Bodycams, für die sie schon lange kämpft. Trotz ihrer nun sicheren Tätigkeit im Innendienst, wo sie die Interessen der Kolleg*innen vertritt, vermisst sie die Straße. Ehrlichkeit, Kommunikation, Respekt und Toleranz hält sie für unverzichtbar. Privat treibt sie viel Sport: Laufen, Schwimmen, Kraftsport, Radfahren. Sie genießt schöne Momente mit ihrer Familie, liebt Fernreisen und Spaziergänge mit ihrem Labrador-Pudel-Mix. Eine lebensfrohe, starke Frau, die Beruf und Familie gut zu vereinbaren weiß.