Thomas Keck

Thomas Keck

„Ich kriege raus, wo du wohnst, und dann vertrimme ich dich“

Dass Notfälle mit Kindern besonders schlimm und einprägsam sind, kann Hauptbrandmeister Thomas Keck aus eigener Erfahrung berichten. Er erzählt aus seiner Zeit in Goslar, als in der Fußgängerzone ein dreijähriges Kind von einem Paketwagen überrollt wurde. „Ich konnte jahrelang nicht an dem Juweliergeschäft vorbeigehen, vor dem das passiert ist.“ Auch im Jahr 1994, damals noch in der Freiwilligen Feuerwehr, hatte Thomas Keck ein dramatisches Erlebnis, als es bei einem Unfall der Brockenbahn mehrere Schwerverletzte gab. Bei dem Einsatz musste der Feuerwehrmann mit seinen Kollegen einen zwischen zwei Waggons eingeklemmten Mann herausschneiden, der dabei ein Bein verlor. „Beleidigungen kommen hauptsächlich von Jugendlichen“, sagt Thomas Keck, der heute in der Leitstelle in Braunschweig tätig ist. „Das gehört inzwischen zum normalen Umgangston, dass man respektlos mit Uniformierten umgeht.“ Heute fährt er nicht mehr im Rettungsdienst, aber gerade dort, weiß er zu berichten, gibt es die meisten Beleidigungen. „Nur weil der Kumpel besoffen auf der Parkbank schläft, muss man nicht den Rettungswagen rufen“, sagt er und erzählt, dass ihm bei einem Einsatz schon entgegengeschleudert wurde: „Ich kriege raus, wo du wohnst, und dann komme ich vorbei und vertrimme dich.“ Oft werde man bespuckt, geschlagen oder getreten. Zum Glück ist Thomas Keck selbst bei derartigen Angriffen noch nicht verletzt worden, kann aber von gebrochenen Fingern und Armen bei Kollegen erzählen. „Die Hemmschwelle sinkt immer weiter oder ist oft gar nicht mehr vorhanden, weil wir das Feindbild darstellen.“ Über die Ursachen kann er nur spekulieren. „Werden Werte und Normen noch unterrichtet?“, fragt er und beklagt gleichzeitig den mangelnden Respekt gegenüber Lehrern. „Wie oft wird uns der Stinkefinger gezeigt, wenn wir ein Areal absperren und Menschen einen Umweg fahren müssen.“ Mehr Strafverfolgung bei Anfeindungen und Beleidigungen gegenüber Einsatzkräften wünscht er sich. „Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus“, meint er dazu. Privat kümmert er sich am liebsten um sein 300 Jahre altes Haus in Bad Harzburg. Das kann er besonders gut, denn er ist gelernter Möbeltischler. Daneben zählen das Wandern und das Radfahren mit Freundin und Hund zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.